unser erster Knausi – Südwind 500 FDK

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Nach dem ersten Urlaub im Miet-Caravan stand fest: das ist unser Ding. Also nein, nicht der gemietete. 250 breit, viel zu schwer und vor allem viel zu gebraucht. Aber dieses Wohnwagen Ding. Das, was man normalerweise dem gemeinen Holländer zuschreibt. Dieses: einfach mal ankuppeln und weg. Genau das ist unser Ding.

Und so macht man(n) sich auf die Suche. Ohne wirklich Ahnung zu haben. Doch wozu gibt es Foren? Richtig, dort sind die Leute, die sich damit auskennen. Somit nichts wie rein in eines dieser Expertensammelbecken, kurz erklärt, was mir vorschweben würde und abgewartet. Holla die Waldfee – bis dato wusste ich nicht, dass auch Camper ganz scharfe Geschütze auffahren können. Hobby. NEIN! Knaus!!! Quatsch – Fendt!!!! Es dauerte nicht sonderlich lange – und im Forum herrschte Krieg und ich war nun zwar über alle möglichen und unmöglichen Caravan Hersteller im Bilde, aber doch kein Deut schlauer.

Fakt war, wir wollten ein Stockbett, ein Doppelbett, keine blauen Bezüge (!!!) und einen relativ leichten Wagen, um eine gewisse Zuladung in petto zu haben. Und irgendwie kamen wir dann bei einer großen Online Auto Börse auf einen Bürstner Belcanto 500 TK. Guter Preis, gepflegt, 1. Hand, Händler gleich um die Ecke. Und im Grunde alles, was wir wollten. Quasi so ein Glücksgriff wie der Polo von der Oma, die einmal im Jahr zum Semmeln holen gefahren ist und trotzdem den Karren immer Scheckheft pflegen liess. Aber – da war er wieder, der Ostwestfale in mir – da muss man erst mal eine Nacht drüber schlafen. „Alles gut, natürlich, kein Problem, ich halte den Wagen für Sie zurück…“ schallten uns die Worte des Händlers um die Ohren.

Noch lauter schallten die Worte am nächsten Tag, als ich zusagen wollte: „der Belcanto? Ach, den hab ich eben verkauft… Tut mir leid.“ Ende. Aus. Mickey Mouse. Ich warte heute noch auf die Kripo an der Haustür. Denn wenn bei dem mal in der Halle warm saniert wird, würden Zeugen aussagen, das hätte nur ich sein können. Aber nein, voller Selbstkontrolle nahm ich diesen kleinen Rückschlag hin. Warm sanieren bringt nur Ärger, sagt man.

Also suchten wir weiter.

Und dann fanden wir IHN. Unsere erste wirklich große Wohnwagenliebe. Den Knaus Südwind 500 FDK. Zwar mit einem (normal) kleinen Kühlschrank ausgestattet – dafür aber NAGELNEU! Wer weiss, was die Bürstner Vorbesitzer alles in ihrem Karren getrieben haben?! Pah – nein, wir können neu. Sehr guter Preis, die Wunschfarbe bei den Bezügen, sogar mit Klimaanlage, welch unfassbarer Luxus?! Leider gab es – natürlich – einen klitzekleinen Haken. Genau genommen war dieser Haken 908 Kilometer lang. Der Händler sitzt nicht in München. Oder Bayern. Oder südlich des Mains. Nein. Der Händler sitzt in Eutin. Und das, liebe Freude, ist von Unterhaching mal mehr als einen Steinwurf entfernt. Doch getreu seines Names, Auto & Freizeit, nahm ich mir diese Freizeit und setzte mich früh morgens in mein Auto, nahm noch etwas Proviant und eine Decke mit (ich musste ja durch Brandenburg) und setzte meinen Münchner 4 Zylinder in Bewegung. Immer gen Norden. Nicht nach hinten schauen, nur nach vorne.

Nach gefühlten 100 Stunden kam ich dann am späten Nachmittag an. In Eutin. Ein Ort, von dem ich bis dato nicht wusste, dass es ihn gibt. Der aber etwas hatte, was ich wollte: unseren neuen Knausi. Ich gebe es zu, ich hatte feuchte Augen. Ich war froh, müde, stolz. Und so genoss ich die Einweisung (die dieses mal wirklich eine war) in vollen Zügen, stellte Fragen und hatte ihn sofort lieb.

Angekoppelt und die ersten Meter mit Herzschlag genommen. Rauf auf einen Campingplatz im Ort. Strahlender Sonnenschein begleitete uns beiden in den ersten gemeinsamen Abend. Natürlich nicht, bevor ich beim Händler direkt noch ein paar Euro hab liegen lassen. Natürlich hatte ich weder Stromkabel noch sonst was dabei.

Lediglich an Bettzeug (denk an das Brandenburgding…) hatte ich gedacht. Und so stand er dann da. In seiner vollen Pracht.

Stockbett hinten, Doppelbett im Bug. Graue Bezüge. Schnell Strom ran, die geschenkte (hui!) Trittstufe platziert und die Klima an. Kein Buch, kein Laptop, kein Tablet dabei. Brauchte ich aber auch nicht. Denn ich hatte Bedienungsanleitungen. Und zwar viele. Sehr viele. Klima. Heizung. Kühlschrank. Wohnwagen. Für jeden Mist. Und lach mich aus – ich habe sie alle gelesen. Mit einem Lachen im Gesicht.

Das erste Essen vom Platzrestaurant geholt. Jägerschnitzel mit Pommes. Ja leck, das ist nun 5 Jahre her und ich kann mich wie gestern daran erinnern. Aus der Aluschale mit Plastikbesteck. Eines der besten Schnitzel meines Lebens…

Früh morgens dann ging es los, die erste wirkliche Fahrt stand an. Hatten mich die 250 beim Mietcaravan manchmal doch ins Schwitzen gebracht, so waren die 230 des Südwinds perfekt zu handeln. Er lief fein hinterher und mit den irgendwas bei 1300 Kilo hatte der 320d null Sorgen. Ab nach Magdeburg und dort bei einem Freund die Nacht verbracht, bevor es dann am nächsten Tag endlich wieder nach Hause ging.

Plötzlich waren wir also Wohnwagenbesitzer. Noch vor wenigen Jahren hätte ich Dich ausgelacht, hättest Du mir das gesagt. Mit 100 über die Autobahn? Mit einem Wohnklo hintendran? Ich?!

Ja. Von nun an gerne. Sehr gerne sogar. Immer wieder!

 

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