Der Camping Knigge

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GOS & NOGOS AUF DEM CAMPINGPLATZ

Wie spannend. Eben durfte ich einen netten Beitrag in einer Facebook Camper Gruppe verfolgen, in dem ein auf den ersten Blick banales – auf den zweiten allerdings ziemlich spannendes Thema behandelt wurde. Oder besser: immer noch wird – das richtige Verhalten beim Campen. Also quasi die Antworten auf die Frage: was sind die Gos & NoGos auf dem Campingplatz…?

Und dieses Thema scheint uns unter den Nägeln zu brennen, auf dem Herzen zu liegen und ausserdem im Magen zu liegen. Hab ich etwas vergessen? Sei es drum. Auf jeden Fall habe ich mir nun überlegt, dass ich ein genau solche Liste anfertigen muss, immerhin scheint sie so in dieser Art nicht zu existieren. Noch nicht. Denn jetzt kommt sie, mit voller Wucht.

Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, hat nicht den Stellenwert einer Bibel und schon gleich gar nicht soll sie die ultimative Anleitung mit allen Gos & NoGos auf dem Campingplatz sein – das maße ich mir nicht an. Jedoch werde ich ein best of aus allen Kommentaren unter dem FaceBook Post zusammenschreiben. Und dann liebe Freunde, dann sind wir der absoluten Camping Verhaltensbibel schon sehr nahe… Immerhin habe ich selten eine so rasant wachsende Kommentarliste gesehen wie in diesem Post.

Also gehen wir es an – übrigens: manche Punkte darf man durchaus mit einem Schmunzeln im Blick betrachten.

Camper duzen sich.

Ernsthaft, wem wenn nicht uns sollte ein flottes Du schneller über die Lippen gehen?

Camper grüßen sich.

Im Grunde fast schon traurig zu erwähnen. Grüßen, pah – denkt man sich. Und schnell ist man mal wieder so in sein Handy vertieft, dass die Aufmerksamkeit eben nicht in der realen sondern in der Cyberwelt ist. Bekloppt. Guten Tag. Ganz einfach. Üb es vor dem Spiegel…

Die Parzellen der anderen sind die Parzellen der anderen und keine Abkürzung.

Auch wenn es rumort im Darm oder gar die Blase platzt. Obwohl, na gut, dann vielleicht. Ansonsten gibt es auf jedem Platz (also jedem, den ich kenne) Wege. Die führen zum Waschhaus. Zum Pool. Oder zum Klo. Vielleicht gar zum Spielplatz. Manche nach Rom. Im Grunde überall hin, wo man so hin möchte. Obgleich, beim Abwaschhaus könnte man eher sagen: hin muss. Aber auch dahin führen Wege. Ganz sicher. Und spätestens wenn beim Abkürzen meine Wäsche von der Leine gerissen wird, weil die frecherweise im Weg hängt, steigt die Gefahr von Blutgrätschen.

Wenn ein neuer Camper kommt, dessen Wohni keinen Mover hat, wird gefälligst mitgeschoben.

Sicherlich kannst Du auch auf Deinem Poppes sitzen bleiben und genüßlich Dein kühles Bier trinken. Doch das kannst Du auch sein lassen. So einfach ist das. Geben und nehmen – Muskelkraft geben, Bierchen am Abend nehmen. Klingt doch auch für Dich gut, oder? Und wenn er einen Mover hat? Auch ganz simpel: dann wird mit großen Augen Respekt und Anerkennung gezollt. Zumindest geheuchelt…

Wer campen will, muss freundlich sein.

Ohne weitere Worte, oder?

Wenn Du einen WauWau an Deiner Seite hast, dann hat dieser NICHT an das Vorzelt des Nachbarn zu schiffen.

Und auch nicht an das des nächsten Nachbarn. Der hat überhaupt gar nicht an andere Vorzelte zu pinkeln. An Deines, wenn Du das magst. Aber bitte auch nur, wenn der Wind günstig steht…

Die Ruhezeit heisst Ruhezeit, weil in dieser Zeit die Ruhe zeit?

Nein, die Ruhezeit heisst so, weil in dieser Zeit einfach Ruhe ist. Das hat dann auch nicht (viel) mit Kinderfeindlichkeit zu tun oder mit Engstirnigkeit oder mit Spießertum oder mit was auch immer. Das hat einfach damit zu tun, dass manche Menschen auch einfach mal Ruhe geniessen möchten. Rücksicht ist hier das Zauberwort. Nein, die Shades of Grey Knebel können daheim blieben und nein, die Kinder müssen nicht von 13 – 15 Uhr schweigend und bewegungslos im Vorzelt sitzen. Sie müssen aber auch nicht abends um 23 Uhr mit dem Ghettoblaster über den Platz rennen. Lass mich aber über diese Knebel Sache nochmals nachdenken…

Ist der Nachbar mal nicht da und der Blizzard zieht ins Land, darf man auch mal das Zelt schließen und die Wäschespinne unterstellen.

Oder mit anpacken, wenn der Orkan so schnell kommt, dass die Sturmleine nur noch zu zweit in der kurzen Zeit akkurat gespannt werden kann. Ist so ein bisschen wie bei den drei Musketieren – einer für alle, alle für einen. Attacke.

Wenn Du mit Kindern reist, dann schick sie nach der Ankunft zum Spielplatz.

Aufregung hast Du sicherlich schon genug. Also Kinder weg, Nachbar her – und entspanntes Aufbauen. So kann der Urlaub so entspannt losgehen, wie Du es Dir sicherlich wünscht. Und vielleicht ist es auch für den Familienfrieden besser, wenn das Vorzelt ohne durch die Beine rennenden Kinder errichtet wird. Dann sehen sie auch nicht das Scheitern und Du bleibst der anerkannte Held der Familie…

Nach dem Duschen das Bad duschen!

Natürlich kannst Du den halben Strand in der Dusche lassen. Und auch Haare, besonders lange schwarze und die anderen (also die, die nicht vom Kopf kommen…) sind immer besonders gerne gesehen und versüssen dem nächsten Duschwilligen ganz bestimmt seine Sauberkeitsarie. NICHT! Also, saubermachen. Logisch, oder?

Nach dem Abwaschen das Spülbecken abwaschen!

Gleiches gilt hier. Natürlich kannst Du darauf hoffen, dass Deine Speisereste, die Du beim Abspülen mühevoll aus den Töpfen gekratzt hast, dem nächsten Abwascher zur Kreation eines feinen Eintopfes dienen, doch ist die Wahrscheinlichkeit hier doch eher gering. Ergo – weg den Dreck. Und feucht durchfeudeln nicht vergessen…

Die schönen Blüten an den schönen Büschen bleiben schöne Blüten an schönen Büschen.

Ja, ich kann das doch verstehen. Wenn Du der Dame des Herzen eine besondere Freude machen willst und diese unglaublich schönen und großen Blüten dieser Pflanze, die Du in Gelsenkirchen noch nie gesehen hast, quasi laut rufen: pflück mich, pflück mich – dann ist die Versuchung groß. Doch glaub mir, sie wollen am Busch bleiben. „Pflück mich“ ist „bäumisch“ und heisst in diesem Fall: Finger weg. Nicht dass die Dinger nachher noch giftig sind. Wer weiss das schon in diesen fernen Ländern?

Der Grill ist keine Nebelmaschine.

Ja, Grillen ist unsere Sache. Am liebsten würden wir das Wild noch selbst erlegen, doch da machen die Gesetze nicht mit. Ok, damit haben wir uns abgefunden. Ist das Fleisch dann aber bereit, achte drauf, den Grill (wenn denn Holzkohle) nicht eben mit nasser oder feuchter zu befeuern. Sonst ist Jesolo schnell Smog Gebiet mit Warnstufe 3. Nicht gut für die Gesundheit. Und suboptimal für die nachbarschaftliche Augenhöhe.

Das Auto bewegt man langsam.

Kannst Du Dich an die Fahrschule erinnern? Wie schnell fährt man in der Spielstrasse? Na? Na? Man fährt gar nicht. Man gleitet – und zwar ohne Gas zu geben. Ist auch für den rechten Fuss viel entspannter. Und bei entspannt bin ich beim Thema. Langsame Autos = entspannte Eltern. Völlig einfache Rechnung… Und entspannt bin ich immer sehr erträglich.

Wenn Du abends die sprichwörtliche Campergeselligkeit genießt, gilt es am nächsten Tag: wer feiern kann, kann auch arbeiten.

Natürlich kann man die Kippen liegen lassen. Vielleicht wächst ja mal eine Tabakpflanze an dieser Stelle, was geil wäre, wenn Du im kommenden Jahr wieder den gleichen Platz hast. Und auch die Kronkorken machen sich immer besonders gut in den Kleinkinderfüssen der nächsten Camper auf der Parzelle. Kann man mal machen. Kann man aber auch sein lassen.

Wenn das Auto steht, steht auch der Motor.

Meiner letzten Forschung nach, nutzen wir Deutschen auch in 2016 nach wie vor überwiegend Verbrennungsmotoren. Elektro ist auch was für Mädchen. Sagt man. Und so lange das noch so ist, machen Motoren Geräusche. Vor allem morgens um sieben direkt vor meinem „Schlafzimmer“ Fenster, das geöffnet ist. Werde ich wach, ist Dein Motor aus. Garantiert…

Handtuch auf der Liege – ist was für Hotelurlauber!

Und da wir da nicht sind (Gott sei Dank!), reservieren wir nicht 10 Liegen rund um den Pool, nur um mit der Sonne wandern zu können. Sonst wandern die Handtücher auch mal ganz galant in eine Windböe und durch diese in den Pool. Geht manchmal ganz schnell. Unglaublich, diese Poolböen. Hört man immer wieder von… Hast Du noch nicht? Glaub mir, es gibt sie.

Hunde sind toll. An der Leine.

Ja, der tut nichts. Sagt meine Frau ja auch immer. Und von daher weiss ich, dass das nicht stimmt. Da kannst Du sagen, was Du willst, das stimmt einfach nicht. Denn viele Wiederholungen machen es nicht wahrer. Und selbst wenn die liebe Rottweiler die zahmste Hund der Welt ist – scheisst sich der hundephobische Mensch nun mal bei einer Schulterhöhe von mehr als 17 cm wunderbar in die Buchse. Und da Du die nicht waschen willst, nimm doch einfach die Leine.

Eine Armlänge Abstand nicht nur in Köln.

Was in Köln und sonst wo nicht funktioniert, sollten wir bitte beherzigen: Dein Wohni muss nicht auf Stoss mit dem des Nachbarn stehen. Sonst ist sie schnell dahin, die Intimität nach Sonnenuntergang. Oder die Ruhe des Nächtens, sollte Dein Nachbar der Schnarcheslust frönen. Lasst Luft zum Atmen… Ist ja auch für die Wohnwagenwand besser, wenn der Wind sie nach einem Regen wieder trocknen kann.

Fahrradrennen ohne Aussicht auf ein gelbes Trikot ergeben keine Sinn.

Zwar könnte man meinen, der Drahtesel (ersatzweise auch gerne etwas, was wir damals Tretroller nannten) müsse mit högschder Dischziplin und noch höherer Geschwindigkeit von A nach B bewegt werden, doch ist das ein Irrglaube. Es ist Urlaub. Und da ist auch ein fahrbarer Untersatz mal froh, wenn er langsam machen kann… Am Rande schont es die Nerven und die Pflastervorräte der 1 Hilfe Station auf dem Platz.

Nudelwasser ist super – im Ausguss.

Natürlich kann man das auch mal schnell um die Ecke auf die Parzelle kippen. Am besten dort, wo es gaaaanz lange dauert, um zu versickern. Denn wir als gebildete Biologen wissen ja, jede Pfütze dient im Sommer den Mückenweibchen als grandiose Möglichkeit, ihre Brut zu vervielfältigen. Wenn Du also zu viel Blut in Dir hast, dann hau das Wasser überall hin. Ansonsten – nimm viel AntiBrumm mit… Das hilft wenigstens.

Wenn Dir etwas auf dem Herzen liegt, raus damit!

Ja, natürlich kann der Nachbar mal lauter sein. Manchmal merkt er das nämlich gar nicht… Immerhin kennen wir alle das. Fast alle. Und nichts ist schlimmer, diesen Puls dann runterzuschlucken. Zum einen, weil ein Puls kaum zu schlucken ist. Zum anderen, weil er so höchstens steigt. Grummel. Also in einem netten Ton das Anliegen vortragen und meistens ist es dann auch gut. Wenn nicht – dann weisst Du wenigstens Bescheid. Dann ist der andere halt ein Dödel.

 

So weit – mehr kommt mir aktuell nicht in den Sinn. Und ja, ich weiss. Einige Punkte sind, ich sagte es eingangs, durchaus bitte mit einem Schmunzeln zu beachten. Einige allerdings sollte man mehr als nur beherzigen. Immerhin gehört zur Toleranz auch, die Grenzen des anderen zu tolerieren. Und so – ja, so wird es ein geiler Urlaub. Für Dich. Und sicher auch für die anderen… Mit den Gos & NoGos auf dem Campingplatz.

Sport frei!

1 Kommentar

  1. Hallo oder so,

    wir kommen gerade vom Camping aus Pruchten zurück. Auch dort hat mich das Verhalten einer Camperin aus den Socken gehauen. Die Dame hatte nichts anderes zu tun, ihre Unterwäsche in der Spülküche im Abwaschbecken zu waschen. Habe sie in den Waschmaschinenraum verwiesen. VG Stefan

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