Happy Camping, FaceBook & Conora – (m)eine Meinung

Da ist er also, dieser kleine Virus, der aktuell die Welt in Atem hält. Er kam nicht über Nacht und doch überrascht er viele von uns. Und stellt Deutschland während einer Fussball WM tausende an Bundestrainern, so scheint unser Land aktuell eine Nation voller Virologen zu sein. Experten, die keine sind. Soziale Medien, die die Menschen spalten, anstatt sie zu einen. Und auf der einen Seite eine lähmende Angst, die auf der anderen Seite einer zu laut formulierten Gelassenheit gegenüber steht. Unter dem berühmten Strich eine explosive Mischung.

Keine Sorge, ich werde an dieser Stelle weder in das eine, noch in das andere Extrem rutschen. Phrasen wie „die Grippe ist viel schlimmer“ oder auch „wir werden alle sterben“ sind zum einen mehr als ausgelutscht noch sind sie wahr. Und manche Dinge werden eben durch stetes wiederholen nicht wahrer.

Lasst uns einen Blick auf den Status Quo werfen. Aktuell ändert sich die Lange und der Stand der Dinge stündlich. Angefangen bei ersten Schulschließungen über Hamsterkäufe bis hin zu Grenzschließungen und Absage der meisten Veranstaltungen – die momentane Dynamik bildet die Grundlage für Angst und ein mehr als flaues Gefühl in der Magengegend.

Emotionen, die sich unter anderem an den Supermarktkassen und in FaceBook Gruppen widerspiegeln. An den Kassen, an denen Menschen Unmengen an Toilettenpapier kaufen, um der Apokalypse zu entgehen. Wer weiss schon, ob es diesen Luxusartikel noch gibt, wenn die Pandemie noch weitere Kreise zieht. Im gleichen Moment tun sie alles, um genau das zu unterstützen. Sie stehen auf gefühlten 7 cm beieinander – eine Distanz, über die auch das faulste Virus lacht und sie locker überbrückt…

Und in FaceBook Gruppen, in denen nur noch schwarz oder weiß zu gelten scheint. Ich habe heute Morgen mal in der ein oder anderen Gruppe gestöbert und in allen (!) das gleiche Thema und das gleiche Bild. User, die sich noch nie im realen Leben kennenlernen durften, gehen sich verbal an die Wäsche und lassen nicht ansatzweise eine andere Meinung gelten. Offene Anfeindungen, subtile Vorwürfe, persönliche Beleidigungen.

Und somit eine Herkules Aufgabe für die Admins und Moderatoren dieser Gruppen. Alleine wir haben in den letzten 48 Stunden dutzende von Posts verfolgt, Kommentare gelöscht, User zur Tür begleitet, Mails beantwortet. Und den Vorwurf der Zensur um die Ohren geklatscht bekommen. Fazit – weniger schön.

Doch zurück zum Thema. Welches – und da möchte ich klar und deutlich sein – ein verdammt wichtiges ist. Ja, auch ich mache mir Gedanken bzgl. des Virus. Und ja, ein wenig Sorge schlummert auch in mir. Dabei geht es mir allerdings weniger um „hoffentlich werde ich nicht krank“, denn davon habe ich mich verabschiedet. Vielleicht war ich es bereits, vielleicht sagt auch zu mir Corona in den kommenden Wochen Servus. Und wenn, dann werde ich es sicherlich überstehen, immerhin zähle ich mich nicht zur Risikogruppe, die in ernste Schwierigkeiten kommt.

Aber darum geht es auch nicht. Nicht mal ansatzweise. Ich versuche meine Denkweise mal zu erklären. Wir alle kennen sicher noch das gute alte Dominospiel. Stein nach Stein nach Stein. Der erste wird angestossen und fällt auf den nächsten…

Aber – er fällt nicht gänzlich. Dieses Schicksal wird lediglich dem letzten Stein blühen. Ok, wirst Du Dir nun eventuell denken. „Was hat das mit Corona zu tun?“

Eigentlich ganz einfach. Ich, der kleine Stefan, bin ein Stein irgendwo in der Mitte. Jemand schupst mich an (überträgt das Virus auf mich) und ich schupse in der Folge den nächsten an (übertrage Corona auf ihn). Und so weiter und so fort. Wir alle – zumindest die meisten von uns – werden das sicherlich überstehen. Und doch gibt es auch bei uns Menschen, die eben ganz hinten in der Reihe stehen. Menschen in einem gewissen Alter. Menschen mit Vorerkrankungen. Menschen mit einem schwachen Immunsystem. Und die fallen um. Die erste taten dies bereits…

Aktuell gilt es, genau diese Kettenreaktion zu unterbrechen. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Wir müssen nicht Tonnen an Klopapier kaufen, nur um an der Kasse 7 cm hinter dem Vordermann zu stehen. Wir müssen nicht die Glaskugel bemühen, ob in 16 Tagen der Campingplatz XY geöffnet hat, um dort ggf. im Sanitärgebäude dem Virus die Hand zu reichen. Wir müssen nicht aus der Haut fahren, wenn eine Veranstaltung abgesagt wird und wir die FurzEuroFuffzig nicht wiederbekommen. Um die geht es in den aktuellen Tagen nicht.

Es geht um mehr. Es geht darum, als Gesellschaft Zusammenhalt zu demonstrieren und miteinander den gesunden Menschenverstand zu bemühen. Den hat der liebe Gott oder wer auch immer uns nämlich irgendwann mal hinter die Stirn geschoben, damit wir ihn nutzen. Emphatisch sein, vorsichtig sein, den Mut und die Zuversicht nicht verlieren. Das sind die Tugenden, die aktuell gefragt sein müssen.

Du hast einen Urlaub gebucht und dieser wird nun abgesagt? Sehr ärgerlich, ja – das gebe ich ehrlich zu. Du hast lange darauf gespart und Dich noch mehr darauf gefreut. Und nun ist dieser in Gefahr oder sogar bereits abgesagt. Und frecherweise läufst Du Gefahr, die Anzahlung nicht zurückerstattet zu bekommen. Da kann man aus der Haut fahren… Kann man, muss man aber nicht.

Lasst uns gemeinsam einen Meter weiterdenken – wenn der Platz nun über Wochen oder gar Monate keine Einnahmen hat, dann freuen sich im kommenden Jahr die FreiCamper. Dann ist der Platz nämlich von der wirtschaftlichen und somit der realen Landkarte verschwunden. Übrigens, der Nachbarplatz gegebenenfalls auch, so dass das Argument „dann fahre ich halt woanders hin“ nicht gelten wird.

Wir werden – und das ist lediglich meine bescheidene Meinung – diese Situation nur auf einem Wege gut und möglichst schnell meistern können:

  • Kontakte minimieren / meiden
  • räumlichen Abstand halten zu anderen Menschen
  • Hygiene / Händewaschen erhöhen
  • Emotionen runter und Empathie hochfahren
  • Miteinander statt gegeneinander
  • Ängste wahrnehmen und respektieren
  • News / Artikel im Internet nicht sofort teilen, sondern rational hinterfragen

Für mich geht es darum, nicht der weiterleitende Dominostein zu sein, sondern die Hand, der die Kettenreaktion aufhält. Und dafür muss ich kein Atomphysiker sein, noch mit einem IQ von 156 daherkommen. Beides kann ich für mich verneinen. Dafür muss ich einfach nur im Grunde einfache Dinge im Auge behalten. Dann kann jeder von uns genau die Hand sein, die am Ende alles gut werden lässt. Jeder. Du. Ich. Jeder.

Lasst uns genau das tun. Dann werden auch bald wieder andere Themen in den Fokus rutschen. Themen wie Camping, Plätze und wundervolle Tage. Lasst uns gemeinsam diesem Virus in den Hintern treten.

Weil wir es können.

 

 

2 Kommentare

  1. Hut ab Stefan, Du wirst mir immer Sympathischer , so wie Du das rüberbringst hätten das auch Politiker machen sollen, leider haben diese sich weit von uns entfernt und von der „ Sprache“ die wir verstehen!
    Liebe Grüße
    Ingeborg und Bernd

  2. Super geschrieben Stefan.
    Wir überlegen natürlich was wir jetzt mit unserem Sommerurlaub machen, habt ihr als Happys zufällig mal gehört was Campingplätze so vorhaben… ? Ist natürlich nicht lange hin bis Juni aber vielleicht habt ihr ja was gehört?

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